Stadtpräsidentin Corinne Ullmann, Ehefrau unseres aktuellen Präsidenten, lud den Lions Club Radolfzell-Singen zu einem Freien Clubabend in das historische Rathaus von Stein am Rhein ein. Im Mittelpunkt stand die Becherzeremonie, die normalerweise nur den Steinern Bürger und erlesenen Gästen zu Teil wird.
Das historische Rathaus von Stein am Rhein wurde in mehreren Phasen gebaut und umgebaut. Die erste Phase fand zwischen 1539 und 1542 statt, als das ursprüngliche Gebäude errichtet wurde. Später, im Jahr 1746, wurde die Fachwerkkonstruktion hinzugefügt. Lange hatte es auch die Funktion eines Tuch-, Korn- und Kaufhauses. Seine heutige Gestalt erhielt es 1898-1900. Damals wurden die Markthalle geschlossen und der Erker sowie die Malereien angebracht. Die Geschichtsbilder stammen vom Historienmaler Carl von Häberlin aus Stuttgart, die Wappen und Figuren von Christian Schmidt aus Zürich. Im gotischen Grossen Ratssaal befinden sich unter anderem die berühmte Wappenscheibenkollektion von 1542 und eine Waffensammlung (15.-18. Jh.). Im Kleinen Ratssaal, der 1766 mit vergoldeter Täfelung im Rokoko-Stil ausgestattet wurde, tagt seit 1542 der Stadtrat.
"Heute ist auch die Stadtverwaltung in dem stark sanierungsbedürftigen Gebäude untergebracht, und wir platzen zwischenzeitlich aus allen Nähten", erläuterte Stadträtin Corinne Ullmann und ergänzte "wir setzen große Erwartungen in die geplante Sanierung, wissen aber, dass dieses Projekt sicherlich einige Jahre in Anspruch nehmen wird". Das Mega-Projekt wird sich voraussichtlich auf 23 Mio. Franken belaufen, das Planwahlverfahren ist abgeschlossen.
Nach einem Rundgang durch das alt ehrwürdige Haus, lud uns die Stadtpräsidentin zur Becherzeremonie ein, die normalerweise nur den Steinern Bürgern und erlesenen Gästen zu Teil wird. Ein Schluck aus dem historischen Becher gilt traditionell als Willkommensritual. Der Ursprung dieser Tradition geht auf den berühmtesten Bürger von Stein am Rhein, Johann Rudolf Schmid von Schwarzenhorn, zurück. Im 17. Jahrhundert war Schmid von Schwarzenhorn habsburgischer Diplomat in Konstantinopel und blieb dort 14 Jahre lang kaiserlicher Gesandter. Er stiftete seiner Heimatstadt Stein an Rhein einen einzigartigen silbervergoldeten Deckelpokal, der seine aussergewöhnliche Karriere im Bild darstellt. Schmid verfügte, dass bei jedem Umtrunk daraus seine Lebensgeschichte verlesen werden muss – was bis heute mit der sogenannten Becherzeremonie in Stein am Rhein geschieht.
Zum Abschluss lud die Stadtpräsidentin die Lions noch zu einem Apero Riche ein, was den gelungen Besuch mehr als abgerundet hat.
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